Internationalisierung: KI braucht menschlichen Verstand
21. Juli 2023
Rosi Dorudi
Freie Journalistin
ChatGPT beantwortet in Sekundenschnelle Anfragen, erstellt auf Knopfdruck Texte und übersetzt sie auch in zahlreiche Sprachen. Macht die künstliche Intelligenz (KI) die Arbeit von Translations-Experten überflüssig?
In den vergangenen Jahrzehnten hat Künstliche Intelligenz (KI) nicht zuletzt in der Übersetzungsbranche viel dazu beigetragen, Prozesse und Aufgaben zu automatisieren. Die technologische Entwicklung geht rasant voran und wartet mit immer neueren Sprachtools auf. Die Zukunft von Fachübersetzern ist dennoch nicht gefährdet, sagen Anita Wilson und Klaus Fleischmann, Geschäftsführer der Übersetzungsagentur Eurocom.
Herr Fleischmann, seit Aufkommen von ChatGPT prophezeien viele das Ende von Berufen wie die des Übersetzenden. Wie sehen Sie das?
Klaus Fleischmann: Die Sprachtechnologie, die hinter ChatGPT steckt, gibt es ja bereits seit den 1990ern. Und ähnlich wie derzeit rückten vor rund zehn Jahren Internet-Riesen wie Google die Neuronale Maschinelle Übersetzung in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Schon damals wurde uns das Ende unserer Dienste prophezeit. Wie Sie sehen, sind wir noch da und werden nach wie vor gebraucht.
Inwieweit beeinflusst die KI Ihre Arbeit heute?
Klaus Fleischmann: Technologie ist aus unserer Branche seit Jahrzenten nicht wegzudenken. Schon lange vor Zeiten von Google und KI haben wir Datenbanken mit dem primären Ziel eingesetzt, Content einheitlich wiederzuverwenden. Heute ist sie um verschiedenste KI-Elemente erweitert. Das ist zum Beispiel bei der Übersetzung von technischen Dokumentationen sehr hilfreich.
Inwiefern?
Klaus Fleischmann: Hier fällt eine Menge an Content an. Allein innerhalb der EU gilt es rund 30 Sprachen zu bedienen. Bei einem Handbuch von 100 Seiten kommt dementsprechend viel zusammen. Hinzu kommt der Faktor Zeit. Nach Fertigstellung der Dokumentation in der Ausgangssprache sollen die Übersetzungen möglichst rasch folgen. Unsere Branche hat sich aus diesem Grund schon immer darüber Gedanken gemacht, wie sich wiederholende Inhalte bereits in der Ausgangssprache wiederverwenden lassen. Deshalb kommen KI und Machine Translation bei uns schon lange zum Einsatz, da sie unsere Arbeit beschleunigen. Aber immer unter dem wachsamen Auge von Profis, um Fehler auszubessern, und gleichzeitig auch zu verhindern, dass sie erneut auftreten. KI lernt ja dazu.
Welche speziellen Kenntnisse wird für die Übersetzung technischer Dokumentationen benötigt?
Anita Wilson: Wir agieren als Branche sehr global. Daher arbeitet Eurocom in zahlreichen Ländern mit lokalen Übersetzungsteams zusammen. Wenn wir also ins Chinesische übersetzen sollen, übernimmt das unser Partnerbüro in China. Das ist ein wesentlicher Aspekt, warum es auch zukünftig die Nachfrage nach menschlicher Übersetzung geben wird, insbesondere für Texte, die kulturelle Nuancen und Idiome enthalten. Es hilft zu wissen, wie bestimmte Dinge vor Ort benannt werden. Darüber hinaus ist für technische Dokumentationen Fachwissen Voraussetzung.
Welche Rolle spielt die Qualitätssicherung bei der Übersetzung technischer Dokumentationen?
Anita Wilson: Im Idealfall beginnt der Übersetzungsprozess bereits in der Content-Erstellung. Wir pflegen deshalb einen regen Austausch mit unseren Auftraggebenden und schicken unsere Übersetzungsteams auch vor Ort, damit sie sich ein Bild über das Produkt machen und sich über die Schwerpunkte des Contents im Vorfeld austauschen können. Technische Terminologie und spezifische Industriebegriffe müssen präzise und unter Berücksichtigung kultureller Unterschiede und regionaler Anforderungen übersetzt werden. Diese Leistungen kann eine KI wie ChatGPT nicht erbringen.
Klaus Fleischmann: Alle, die ein wenig mit ChatGPT experimentieren, merken sehr schnell, dass diese KI auch "halluziniert", sprich Inhalte einfach erfindet und als Fakten darstellt. Ähnliche Effekte gibt es in der Maschinellen Übersetzung. Bei technischen Fachtexten kann das zu Fehlern mit fatalen Folgen führen. Daher ist es wichtig, gemeinsam mit Profis die KI-gestützten Prozesse genau zu durchdenken, sinnvoll einzusetzen und auch immer ein wachsames Auge zu behalten.
Internationalisierung: KI braucht menschlichen Verstand
Dieses Interview führte Rosi Dorudi und erschien zuerst im Assets Magazin. Mehr zur Autorin, einer freien Journalistin, finden Sie auf https://www.rosidorudi.com/.
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