Terminologiedatenbank vs. Translation Memory: Gemeinsamkeiten und Unterschiede 

1. Juni 2023
Terminologiedatenbank vs. Translation Memory: Gemeinsamkeiten und Unterschiede 
Theresa Reinsprecht, Projektmanagement
Theresa Reinsprecht
Projektmanagement

Wenn Sie regelmäßig an Übersetzungsprojekten beteiligt sind, haben Sie bestimmt schon von Translation Memorys und Terminologiedatenbanken gehört. Diese Begriffe sind so selbstverständlich Teil des Vokabulars im Übersetzungsprojektmanagement. Aber was genau meinen wir damit, und ist das nicht sowieso eigentlich dasselbe?  Der folgende Blogartikel erklärt, was die beiden Systeme ausmacht, und wieso Sie am besten beide einsetzen. 

Was ist eine Terminologiedatenbank? 

Vereinfacht gesagt funktioniert eine Terminologiedatenbank wie ein Wörterbuch, in dem branchen- und/oder unternehmensspezifisches Fachvokabular gesammelt wird. In erster Linie geht es darum, Konzepte und die dazugehörigen Benennungen zu sammeln, zu strukturieren und zu verwalten. Das kann zu Beginn auch erstmal nur in einer Sprache, bestenfalls in der Arbeitssprache Ihres Unternehmens, passieren. Ziel dabei ist es, genau zu definieren:  

  • Welche Konzepte gibt es im Unternehmen? 
  • Wie werden diese Konzepte im Arbeitsalltag bezeichnet? 
  • Wie soll in Ihren Texten von diesen Konzepten gesprochen werden? 

Sie denken jetzt vielleicht, das klingt nach sehr viel Aufwand, ist das überhaupt notwendig? 

Daher ein kleines Gedankenexperiment. 

Stellen Sie sich vor, Ihre Firma stellt folgendes Produkt her: 

Das Konzept ist klar: Ein Korb, der für die Aufbewahrung und Präsentation von Brot und anderem Gebäck verwendet wird. Aber in Ihrem Unternehmen sagt die Marketingabteilung am liebsten "Brotkörbchen" dazu, die Dokumentationsabteilung lieber "Brotkorb", und intern ist der Einfachheit halber nur von einem "Korb" die Rede, da alle Mitarbeitenden ohnehin wissen, was damit gemeint ist. 

Sie sehen, für ein und dasselbe Konzept sind drei unterschiedliche Benennungen - Brotkörbchen, Brotkorb und Korb - im Umlauf. Um konsistente Texte für interne, aber vor allem auch für externe Zwecke, produzieren zu können, ist es also notwendig, sich zu einigen – und da kommt die Terminologiedatenbank ins Spiel. Dort wird zum Beispiel festgelegt, dass in Dokumentationstexten immer "Brotkorb" verwendet werden muss und die Verwendung von "Körbchen" für diesen Bereich verboten ist. Dadurch gibt es für alle Textende klare Vorgaben und im Rückschluss konsistente und eindeutige Texte für alle Zielgruppen. 

Diese Vorgaben sind nicht nur für die Ausgangssprache wichtig, sondern auch für alle Übersetzungen. Daher sollte es diese Datenbank für alle Zielsprachen geben und somit allen Übersetzenden eine klare Vorgabe geben, wie gewisse Begriffe zu übersetzen sind. Dadurch kann die Konsistenz der Texte auch in den Übersetzungen gewährleistet werden. Die Datenbanken müssen nicht immer bereits vor Übersetzungsstart vorliegen, sondern können auch nach Bedarf peu à peu aufgebaut werden. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wo sie für das Management Ihrer Firmenterminologie am besten ansetzen, können Sie uns jederzeit kontaktieren.

Welche Vorteile bringt eine Terminologiedatenbank 

Wie bereits erwähnt ist ein großer Vorteil einer mehrsprachigen Terminologiedatenbank, dass die Texte nicht nur konsistent in der Ausgangssprache verfasst, sondern ebenfalls konsistent in alle Zielsprachen übersetzt werden können. Zudem ist wichtig zu bedenken, dass eine Terminologiedatenbank auch eine wichtige Wissensdatenbank sein kann, die den Übersetzenden Informationen und Definitionen über Konzepte und Begriffe, die für Ihr Unternehmen wichtig sind, bereitstellen kann.

Obwohl die von uns eingesetzten Übersetzenden immer auf die jeweiligen Fachgebiete spezialisiert sind, in denen sie arbeiten, haben sie nicht immer Kenntnis über Ihr hochspezialisiertes Fachvokabular oder Ihre speziellen Konzepte und Benennungen. Ohne Unterstützung durch eine Datenbank müssten sie in vielen Fällen lange recherchieren und Ihnen viele terminologischen Rückfragen stellen. Damit die Übersetzungen also repräsentativ für Ihre Branche und Ihr Unternehmen sein können, ist eine Terminologiedatenbank unerlässlich. 

Bindet man eine Terminologiedatenbank in ein Übersetzungsprojekt ein, so bekommt man über die Funktion der automatischen Terminologieerkennung während der Übersetzung den Hinweis, dass für eines oder mehrere der vorkommenden Wörter eine vorgeschriebene Übersetzung in der Datenbank hinterlegt ist, und kann diese sofort verwenden. 

Ansicht aus Quickterm Terminologiedatenbank

Die wichtigsten Vorteile einer Terminologiedatenbank: 

  • Konsistente Ausgangstexte und Übersetzungen 
  • Korrekter Einsatz von unternehmens- oder branchenspezifischem Fachvokabular 
  • Zeit- und Kostenersparnis auf lange Sicht  
  • Qualitätssicherung und Überprüfbarkeit durch den Einsatz von Terminologieüberprüfungssoftware 

Was ist ein Translation Memory? 

Ein Translation Memory ist ein Übersetzungsspeicher, in dem übersetzte Texte automatisch gesammelt und für die Wiederverwendung verwahrt werden. Für jede Kombination aus Ausgangs- und Zielsprache wird ein eigenes Translation Memory erstellt, in dem die Übersetzungen nach der üblichen Prüfung und Freigabe durch unser Projektmanagement gespeichert werden. 

Die Umgebung, in der übersetzt wird, nennt man – eher unkreativ – Translation Memory System, kurz TMS. Wird ein Text zur Übersetzung eingespielt, unterteilt das TMS diesen automatisch in individuelle Übersetzungseinheiten, sogenannte Segmente. Segmentiert wird vorwiegend nach Satzzeichen, weshalb ein Segment in den meisten Fällen ein ganzer Satz oder eine ähnliche Sinneinheit ist. Nach der Übersetzung wird das Ausgangssegment gemeinsam mit dem übersetzten Zielsegment als eine Einheit im Übersetzungsspeicher abgelegt. 

Wenn Sie uns eine neue Anfrage für eine Übersetzung schicken und wir zum Beispiel eine Vorgängerversion der Texte bereits einmal in diese Sprache übersetzt haben, so zeigt das TMS die gespeicherten Segmente den Übersetzenden an. Die Teams können dadurch auf ihre früheren Übersetzungen zurückgreifen und müssen Texte, die bereits zumindest teilweise in der Zielsprache vorliegen, nicht von Grund auf noch einmal neu übersetzen. 

Um allerdings sicher gehen zu können, dass die gespeicherten Übersetzungen auch für den neuen Text angemessen sind, werden auch die zu 100% übereinstimmenden Textteile noch einmal von den Übersetzenden geprüft. Schließlich ist es gut möglich, dass der Übersetzungsvorschlag aus einer anderen Textart stammt oder im vorliegenden Kontext trotz übereinstimmendem Ausgangstext nicht korrekt ist.

Ansicht aus dem Trados Studio Translation Memory System

Welche Vorteile bringt ein Translation Memory 

Durch den Einsatz von Translation Memorys bei der Übersetzung müssen die Übersetzenden nicht jedes Mal das Rad neu erfinden. Wenn Sie ein Softwareupdate publizieren und die zugehörige technische Dokumentation aktualisieren lassen möchten, wäre es ein enormer Aufwand, alles neu übersetzen zu lassen. Die Kosten wären horrend und es würde je nach Umfang Wochen oder gar Monate dauern. Und das bei jedem neuen Update! Translation Memorys ermöglichen es, diesen Aufwand so gering wie möglich zu halten und bereits erstellte Übersetzungen sozusagen zu "recyclen". Dadurch bleiben die unterschiedlichen Versionen auch untereinander so konsistent wie möglich, da nur jene Textteile abgeändert werden, die tatsächlich neu hinzugekommen sind oder umgeschrieben wurden. 

Hat man firmenintern noch keine Terminologiedatenbank, so kann ein Translation Memory auch als Nachschlagwerk für Terminologie Abhilfe schaffen. Über die sogenannte Konkordanzsuche können die Übersetzenden nach Begriffen oder Phrasen wie in einer Suchmaschine suchen, um gezielt herauszufinden, wie diese in der Vergangenheit übersetzt wurden. 

Wir bei Eurocom verwalten individuelle Translation Memorys für alle unserer Key Accounts, aktualisieren sie laufend mit neuen Übersetzungen und binden sie bei neuen Anfragen von Anfang an mit ein. Je nach Übereinstimmungsgrad werden die bereits gespeicherten Textteile rabattiert an Sie verrechnet, um den tatsächlichen Übersetzungsaufwand unter Zuhilfenahme der Translation Memorys widerzuspiegeln. So werden Zeit und Kosten gespart und wiederum sichergestellt, dass Ihre Texte auch über viele eigenständige Projekte hinweg konsistent übersetzt werden. 

Die wichtigsten Vorteile eines Translation Memorys: 

  • Konsistente Übersetzungen durch "Recycling" von Übersetzungseinheiten 
  • Nachschlagewerk für Übersetzende 
  • Zeit- und Kostenersparnis, vor allem bei sich wiederholenden Texten 
  • Datenspeicher aller Ihrer Übersetzungen 

Wie unterscheidet sich eine Terminologiedatenbank von einem Translation Memory?  

Fassen wir die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Terminologiedatenbanken und Translation Memorys noch einmal zusammen:  

Gemeinsamkeiten 

  • Bei beiden handelt es sich um Datenbanken, die mehrsprachige Texte oder Textteile speichern, um für zukünftige Übersetzungen verwendet zu werden
  • Für jeden Key Account werden in der Regel eigene Translation Memorys und Terminologiedatenbanken erstellt, die auf die jeweiligen spezifischen Bedürfnisse abgestimmt sind 
  • Beide dienen als Referenz im Übersetzungsprozess und tragen zur Zeit- und Kostenersparnis bei 
  • Sie sind beide kontextabhängig, weshalb von den Übersetzenden immer zuerst überprüft werden muss, ob die Vorschläge aus beiden Quellen für den konkreten Anwendungsfall tatsächlich geeignet sind 

Unterschiede 

  • In den meisten Fällen enthält eine Terminologiedatenbank einzelne Wörter oder kurze Phrasen, während ein Translation Memory ganze Sätze und Sinneinheiten abspeichert 
  • Eine Terminologiedatenbank kann einsprachig sein, aber auch beliebig viele Sprachen umfassen, während ein Translation Memory immer genau eine Ausgangssprache und eine Zielsprache abdeckt. Für jede weitere Kombination, auch z.B. für die umgekehrte Kombination, muss jeweils ein neues Translation Memory erstellt werden 
  • Terminologiedatenbanken können zweckgebunden erstellt werden (z.B. eine Datenbank für GUI-Strings, eine zweite für Marketingtexte), während ein Translation Memory üblicherweise alle Arten von Übersetzungen der spezifischen Sprachkombination für einen Key Account sammelt 
  • Ein Translation Memory setzt eher auf Quantität: je mehr Übersetzungen gespeichert sind, desto hilfreicher ist der Einsatz bei neuen Projekten. Bei einer Terminologiedatenbank können auch schon einige wenige Einträge für die Schlüsselterminologie eines Unternehmens vom ersten Projekt an einen großen Mehrwert bringen 

Fazit   

Auch wenn es durchaus Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Systemen gibt, so unterscheiden sie sich doch grundsätzlich in ihrem Aufbau und der Art und Weise, wie sie bei Übersetzungen zum Einsatz kommen. 

Falls Sie sich jetzt fragen, ob Sie für Ihre Übersetzungsprojekte ein Translation Memory oder eine Terminologiedatenbank brauchen – die Antwort wird vermutlich lauten: beides! 

Durch den kombinierten Einsatz von Translation Memory und Terminologiedatenbank verhindern Sie viele typische Probleme, die bei einem Übersetzungsprojekt auftreten können. 

Der Übersetzungserfolg ergibt sich aber nicht nur aus dem Einsatz der richtigen Technologie – die menschliche Komponente spielt hier weiterhin eine wichtige Rolle. Die Übersetzenden ziehen die vorgeschlagenen Ergebnisse aus dem Translation Memory und der Terminologiedatenbank zwar als Hilfestellung hinzu, müssen aber trotzdem immer abwägen, ob die vorgeschlagenen Übersetzungen auch für den konkreten Kontext angemessen sind. Daher spricht man auch von projektbezogenen Prioritäten – für manche Projekte sind die Übersetzenden zum Beispiel angehalten, sich in erster Linie an die Terminologiedatenbank zu halten und erst dann auf die Resultate aus dem Translation Memory zurückzugreifen, wenn sich daraus keine passende Lösung ergibt. 

Wie bei allen Datenbanken ist auch hier zu beachten, dass der Output nur genauso gut sein kann wie der Input. Umgangssprachlich als GIGO-Prinzip bezeichnet – Garbage in, garbage out – will damit betont sein, dass ein Translation Memory nur dann hilfreich ist, wenn es mit qualitativ hochwertigen Übersetzungen gefüllt ist. Gleichermaßen muss eine Terminologiedatenbank gut strukturiert und durchdacht aufgebaut sein, um wirklich eine Übersetzungshilfe zu sein. 

Für die bestmögliche Nutzung der beiden muss es daher schon vor der ersten Übersetzung eine Priorität sein, langfristig in eine gute Qualität zu investieren. Sie sehen, es gibt eine Menge zu bedenken. Greifen Sie daher auf unseren Erfahrungsschatz und unser technologisches Know-how zurück.  

Für eine persönliche Beratung zu Ihren individuellen Anforderungen kontaktieren Sie uns jederzeit!

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