Was ist ein Translation Memory?

15. Mai 2023
Was ist ein Translation Memory?
Raffaela Holzweber, Senior Projektmanagement
Raffaela Holzweber
Senior Projektmanagement

Was genau ist denn eigentlich ein Translation Memory und worin liegt seine Bedeutung für die Übersetzenden? Wie lassen sich TMs in den Übersetzungsalltag integrieren und welche Vorteile haben sie? Diesen und vielen anderen Fragen wollen wir uns heute gemeinsam widmen.   

Translation Memory – Definition  

Unter einem Translation Memory (häufig auch kurz TM genannt) verstehen wir einen Übersetzungsspeicher, also eine Datenbank, in die das System die einzelnen Segmente einer bereits bestehenden Übersetzung speichert. Bei Bedarf können wir diese Segmente wieder ausspielen und wiederverwenden. Die Segmente können dabei unterschiedlich lang sein – von einzelnen Wörtern über ganze Sätze bis hin zu längeren Absätzen. Wenn wir eine Übersetzung in das Translation Memory einspielen bzw. das TM aktualisieren, dann gelangen die ausgangssprachlichen Segmente gemeinsam mit ihren zielsprachlichen Äquivalenten in das TM. All dies hat nichts mit Machine Translation zu tun.  

Sobald wir einen neuen Übersetzungsauftrag erhalten, binden wir das entsprechende Translation Memory in das Projekt ein. Bereits vor dem Start der Übersetzung befüllt das Translation Memory System die einzelnen Segmente automatisch bis zu einem bestimmten Ähnlichkeitsgrad. Ein "Match" bezeichnet dabei die Übereinstimmung eines neuen Textsegments mit einem, das bereits im Translation Memory vorhanden ist. Dank dieses Vorteils müssen die Übersetzenden nicht von Null anfangen, sondern bereits bestehende Übersetzungsteile nur mehr anpassen. Je mehr solcher Übersetzungseinheiten (= "Translation Units") das Translation Memory besitzt, desto mehr Treffer (= "Matches") stehen den Übersetzenden zur Verfügung. 

Ansicht der Translation Memorys im Trados Studio

Translation Memory und Translation Memory System 

Häufig ist neben dem Translation Memory auch vom sogenannten Translation Memory System (TMS) die Rede. Die beiden Konzepte treten oft als Synonyme auf und scheinen auf den ersten Blick auch sehr ähnlich zu sein. Trotzdem besitzen sie jeweils individuelle Eigenschaften, die wir hier kurz zusammengefasst haben: 

Translation Memory Translation Memory System 
Bilingualer Übersetzungsspeicher Grundgerüst, das hinter der Arbeit mit Translation Memorys steckt 
Umfasst nur eine Ausgangs- und eine Zielsprache (= ein Sprachenpaar) Umfasst und verwaltet mehrere Translation Memorys gleichzeitig 
Gute Hilfestellung bei Übersetzungen in alle angelegten Sprachenpaare Unterteilt Texte in Segmente, befüllt sie automatisch und bereitet sie für die Aufnahme in die Translation Memorys vor 
Einzelne TMs Oberbegriff 

Wann ist der Einsatz von einem Translation Memory sinnvoll?  

Nun stellen Sie sich vielleicht die Frage, wann Translation Memorys eigentlich gebraucht werden. Der Einsatz eines Translation Memorys lohnt sich vor allem dann, wenn sehr ähnliche Inhalte immer wiederkehren und die Texte nur wenig Raum für Interpretation und Formulierungen lassen. Beispiele für Texte, bei denen sich Translation Memorys gut einsetzen lassen, sind u.a.: 

  • Technische Dokumentation: Handbücher, Betriebs- und Montageanleitungen, technische Schulungsunterlagen 
  • Juristische Texte: AGBs, Verträge, Gesetzestexte 
  • Software-Texte: (kontextlose) UI-Strings 

Ein bisschen anders gestaltet sich die Situation in Bezug auf Marketingtexte. Auch hier stellt das Translation Memory eine Unterstützung für die Übersetzenden dar. Da die Übersetzenden im Marketing jedoch häufig kreativere und freiere Formulierungen verwenden, können sie die Inhalte aus dem Translation Memory oft nicht 1:1 übernehmen. Darüber hinaus finden sie aufgrund dieses breiten Spielraums häufig weniger Treffer im Translation Memory. Das betrifft z.B.: 

  • Produktkataloge und -informationen 
  • Newsletter, Pressemitteilungen 
  • Slogan-Übersetzungen, Werbeplakate 

Einen Sonderfall stellen auch Webseitenübersetzungen dar, insbesondere wenn sie für das Auffinden durch Suchmaschinen optimiert werden. Das Problem bei diesem als Search Engine Optimization (SEO) bekannten Vorgang: Obwohl die verwendeten Übersetzungen korrekt sind, ranken andere Keywords in dem Zielland aus verschiedenen Gründen besser als jene, die die Übersetzenden gewählt haben. Daher empfehlen wir, SEO-optimierte Inhalte nicht mit den anderen Textsorten zu vermischen. Viele unserer Kund:innen entscheiden sich daher konsequenterweise, ein eigenes Translation Memory für SEO-Übersetzungen zu führen, das wir ausschließlich für diesen Zweck einbinden. 

Die 3 wichtigsten Vorteile eines Translation Memorys  

Nachdem wir nun schon viel über das Translation Memory und seine Funktion gehört haben, fassen wir noch die 3 wichtigsten Vorteile eines Translation Memorys hier zusammen.

1. Konsistenz 

Ist es Ihnen wichtig, dass Ihre Übersetzungen in sich, aber auch mit bereits bestehenden Texten und Ihrer Firmenterminologie konsistent sind? Dann lohnt sich der Einsatz eines Translation Memorys. Denn die Übersetzenden sehen nicht nur bereits bestehende Formulierungen von früheren Übersetzungen, sondern können auch aktiv nach bestimmten Termen suchen. Dadurch haben sie weniger Schwierigkeiten, die richtige (Fach-)Terminologie auszuwählen. Für Ihre Texte bedeutet das gleichzeitig eine höhere terminologische und stilistische Einheitlichkeit, von der Ihr Marketing und damit die gesamte Firma profitieren. 

2. Kürzere Zeit 

Neben der Konsistenz spielt auch die Zeitersparnis eine Rolle. Nach jeder neuen Übersetzung befüllen wir Ihre Translation Memorys mit den neu übersetzten Segmenten. Je mehr Übersetzungseinheiten Ihre Translation Memorys besitzen, desto mehr mögliche Matches stehen den Übersetzenden zur Verfügung. Dadurch benötigen sie weniger Zeit, um die Übersetzung anzufertigen. Gleichzeitig reduziert sich auch die Anzahl der Rückfragen an Sie, da sich viele terminologische Fragen durch das Translation Memory von selbst beantworten. 

3. Kosten 

Aus den zwei oben genannten Punkten ergibt sich der dritte Vorteil: die Kosten. In einem gut gefüllten Translation Memory ist die Wahrscheinlichkeit, Matches zu finden, höher als in kleineren TMs. Das wirkt sich auch auf die Kosten aus. Denn alle Matches über 75% verrechnen wir Ihnen je nach Ähnlichkeitsgrad zu einem geringeren Preis, um auch nur den tatsächlich benötigten Aufwand widerzuspiegeln. Mithilfe Ihres Translation Memorys können Sie also Geld sparen, ohne jedoch auf eine Qualität verzichten zu müssen. 

Fazit 

Translation Memorys sind aus dem Übersetzungsalltag nicht mehr wegzudenken. Bei guter Pflege bieten sie den Übersetzenden eine zuverlässige Referenz. So sparen Sie neben Kosten auch Zeit und erhalten eine qualitativ hochwertige und in sich konsistente Übersetzung. 

Haben Sie noch Fragen zu Ihren Translation Memorys? Unser Projektmanagement-Team berät Sie gerne zu diesem Thema. 

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