Was ist Softwarelokalisierung? 

11. April 2024
Was ist Softwarelokalisierung? 
Theresa Reinsprecht, Projektmanagement
Theresa Reinsprecht
Projektmanagement

Um mit einem Softwareprodukt am globalen Markt auftreten zu können, muss dieses für die Verwendung in anderen Sprachen und Kulturräumen angepasst und lokalisiert, also nicht "nur" übersetzt, werden. Erfahren Sie hier, wie Softwarelokalisierung funktioniert, welche Herausforderungen und Chancen sie mit sich bringt, und worauf Sie dabei achten müssen. 

Warum wird Software lokalisiert – und nicht nur übersetzt? 

Bei der Lokalisierung von Software und Apps geht es nicht ausschließlich um die sprachliche Anpassung der Benutzeroberfläche, sondern um vieles mehr. Im Idealfall wirkt das Endprodukt wie eine eigens für das Zielland entwickelte Softwarelösung. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen unter anderem folgende Aspekte den kulturellen Anforderungen entsprechen: 

  • Zahlen-, Adress-, Zeit- und Datumsformate  
  • Maßeinheiten  
  • Textgröße und Schriftart 
  • Zeichenkodierungssystem 
  • Währungsangaben 
  • Farben und Symbole 
  • Platzierung von visuellen Elementen 
  • Zahlungsmethoden 
  • Datenschutz und Urheberrechte 

Texte müssen gemäß der Schreibrichtung der Sprache dargestellt werden können und die Art und Weise, Informationen zu transportieren, muss lokalen Konventionen und rechtlichen Vorgaben folgen. 

Neben der Übersetzung der Softwarestrings beinhaltet die App- und Softwarelokalisierung auch die Übersetzung der zugehörigen Online-Hilfen, technischen Dokumentation sowie etwaigen Webinaren und Schulungen. Die Herangehensweise bei der Übersetzung von Software unterscheidet sich also in vielen Punkten von der reinen Wort-für-Wort Übersetzung und die Prioritäten sind oft anders gesetzt. Es handelt sich um einen umfangreichen Prozess, der sehr viel Know-How in unterschiedlichen Bereichen erfordert. Daher sollte Softwarelokalisierung gut geplant sein und mit den passenden Ressourcen abgewickelt werden. 

Bei Eurocom setzen wir bei der Softwarelokalisierung, genau wie auch bei anderen Arten von Übersetzungen, auf den Einsatz von ausgebildeten, muttersprachlichen Übersetzenden im Zielland. Diese verfügen nicht nur über relevante fachliche und sprachliche Kompetenzen, sondern bringen auch das notwendige Kulturwissen mit, um Ihre Software bestmöglich für den Zielmarkt aufzubereiten. 

5 Gründe für die Lokalisierung von Software  

Softwarelokalisierung ist ein langwieriger Prozess, der oft mit höheren Kosten verbunden ist als handelsübliche Übersetzungen. Warum sollten Sie sich also für diesen Weg entscheiden? 
 

1. Steigerung des internationalen Umsatzes 

Je mehr Menschen mit Ihrem Produkt interagieren können, desto mehr werden das auch tun. Wie aus einer Umfrage von CSA Research aus dem Jahr 2020 hervorgeht, würde der Großteil der Konsument:innen keine Software kaufen, die nicht in ihrer Sprache verfügbar ist. Menschen möchten in ihrer Erstsprache angesprochen werden. Wenn die Hürde für den Einstieg zu hoch ist, kann Ihre Software noch so gut sein – ein theoretisch minderwertiges, aber lokalisiertes Alternativangebot wird am Markt womöglich bessere Karten haben. 
 

2. Bessere User:innen Experience und Senkung der Supportkosten  

Wenn Ihr Zielpublikum mit Ihrem Produkt wie mit einer nativen Software aus ihrem Kulturkreis interagieren kann, stehen die Features Ihres Produkts verstärkt im Vordergrund. Durch die verbesserte User:innen Experience können Sie die Anzahl der potenziellen Supportanfragen reduzieren. Damit senken Sie Ihre Supportkosten. Nutzer:innen werden Ihre Software oder Ihre App auch eher weiterempfehlen, wenn sie persönlicher angesprochen und abgeholt werden. 

3. Größere Zielgruppe durch globale Ausrollung 

Manche Softwareprodukte profitieren stark von sogenannten "Netzwerkeffekten" – je mehr Personen die Applikation nutzen, desto attraktiver wird es für neue User:innen, sich dem Netzwerk anzuschließen. Die kritische Masse für diesen Effekt kann früher erreicht werden, wenn eine Software global ausgerollt und in mehreren Zielländern gleichzeitig aktiv werden kann. 
 

4. Erhöhte Auffindbarkeit 

Lokalisierte Software oder Applikationen werden zum Beispiel im App Store höher gereiht und sind für potenzielle Nutzende daher leichter auffindbar. User:innen können dann auch nach Schlüsselwörtern in ihrer eigenen Sprache suchen und stoßen so eher auf Ihr Produkt. 
 

5. Internationale und lokale rechtliche Voraussetzungen  

Für bestimmte Anwendungen kann eine Lokalisierung auch aus rechtlichen Gründen notwendig sein. Das gilt verstärkt für Handbücher und beiliegende technische Dokumentation, die den Nutzenden in der Landessprache vorliegen müssen. 

Best Practices der Softwarelokalisierung 

Sie sind vielleicht gerade noch auf die regionale Ausrollung konzentriert und haben noch nicht an eine globale Umsetzung gedacht. Tatsächlich kann es schon in den Anfangsphasen von großem Vorteil sein, diesen Schritt gleich miteinzuplanen und somit langfristig Zeit, Kosten und Ressourcen zu sparen.  

Hier finden Sie unsere Best Practices, damit Sie sich bestmöglich auf diesen Schritt vorbereiten können: 

  • Verwenden Sie in der Ausgangssprache einheitliche Terminologie für die Bezeichnung von Schaltflächen, Menüoptionen und Funktionen. Zum Beispiel vermeiden Sie die Nutzung desselben Begriffs für unterschiedliche Funktionen oder verschiedener Begriffe für dieselbe Funktion.
  • Achten Sie auf die Einheitlichkeit auch in anderen Textelementen Ihrer Software. Mit einer gründlich aufbereiteten Terminologie sorgen Sie für eine optimale User:innen Experience.  
  • Wählen Sie das Zeichenkodierungssystem so, dass auch andere Schriftsysteme (z.B. Arabisch, Koreanisch, Japanisch, etc.) dargestellt werden können. 
  • Vermeiden Sie es, Text in Symbole oder Bilder einzubetten, und stellen Sie sicher, dass alle Textelemente stets bearbeitbar bleiben. 
  • Verwenden Sie in Ihrer Softwareoberfläche nicht mehr Text als notwendig. 

Wie läuft Softwarelokalisierung ab?  

Im Folgenden skizzieren wir kurz die Phasen, die eine Software oder App im Lokalisierungsprozess durchläuft. 

Phase 1: Machtbarkeitsanalyse und Formattest  

In der Vorbereitungsphase muss sichergestellt werden, dass die Software überhaupt lokalisierbar ist.  Die Software oder die App muss strukturelle Anpassungen gemäß den Anforderungen des Ziellands vornehmen können.  

Die in der Anwendung verwendete Terminologie wird abgestimmt oder erstellt, idealerweise in einer eigenen Terminologiedatenbank. Eine Pseudo-Übersetzung kann Einblicke geben, ob auf der technischen Ebene alles funktioniert. Dafür werden die Exportdateien mit willkürlichen Texten befüllt und testweise rückimportiert. Sind alle technischen Fragen geklärt und alle notwendigen Unterlagen vorhanden (Exportdateien, Terminologie, Referenzen) steht der Lokalisierung nichts mehr im Wege. 

Phase 2: Auswahl des geeignetes CAT-Tools und Übersetzung  

Die Übersetzenden bearbeiten die Texte in CAT-Tools, die eigens für die Übersetzung von Software konzipiert sind. Programme wie RWS Passolo oder Rigi können die zu lokalisierenden Texte aus der umliegenden Formatierung und von Metadaten lösen und den Übersetzenden anzeigen. Auch Übersetzungsanweisungen können in der Exportdatei mitgeschickt werden und werden dann direkt im Text als solche angezeigt – zum Beispiel, ob ein gewisser Begriff unübersetzt bleiben soll oder für einen String abweichende Anweisungen gelten. Gleichzeitig wird den Übersetzenden in Echtzeit eine Vorschau der Softwareoberfläche angezeigt. So sehen sie auf Anhieb, ob zum Beispiel eine Längenbeschränkung überschritten wurde oder das Textfeld für die Übersetzung angepasst werden muss. Wie in anderen CAT-Tools kann auch zum Beispiel in RWS Passolo eine Terminologiedatenbank eingebunden werden, aus der die Übersetzenden laufend Input bekommen. Es können auch Längenbeschränkungen nach Zeichen und Pixeln eingestellt werden, bei deren Überschreitung automatisch eine Fehlermeldung generiert wird. 

Trotz des Vorschaumodus ist die Softwarelokalisierung für Übersetzende eine besonders anspruchsvolle Aufgabe. Die Texte werden meistens ohne viel Kontext ausgespielt und es bedarf oft vieler Rückfragen an die Entwickelnden um zu verstehen, wie etwas genau gemeint ist. Nehmen wir den Satz "Die Daten werden aktualisiert". Obwohl er einfach klingt, kann er für die Übersetzung ins Englische auf vier Arten interpretiert werden. Will der Satz darauf hinweisen, dass die Daten in Zukunft aktualisiert werden ("the data will be updated") oder handelt es sich um eine Statusmeldung, was jetzt gerade passiert ("updating data")? Oder ist mit Daten vielleicht der Plural von Datum gemeint? Dann gibt es gleich noch zwei weitere potenzielle Übersetzungen ("the dates will be updated" oder "updating dates"). Sie sehen, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Aufgrund der hohen Komplexität dieser Aufträge sind sie oft mit höheren Kosten- und Zeitaufwänden verbunden. 

Phase 3: Finaler Test der lokalisierten Software  

In der abschließenden Testphase werden sowohl sprachliche als auch technische Tests vorgenommen, um die Übersetzung und das finale Gesamtprodukt auf seine Funktionalität im Zielland zu überprüfen. Hier ist es besonders empfehlenswert, die technischen bzw. funktionalen Tests bei allen zum Verkauf angebotenen Versionen (Desktop, Mobil) durchzuführen. Stellen Sie sicher, dass Sie für diesen Prozess genug Zeit eingeplant haben, um etwaige Rückfragen noch mit den Übersetzenden oder Entwickelnden klären zu können. 

Fazit

Die Lokalisierung Ihrer App oder Software macht es möglich, ein Zielpublikum in allen gewünschten Kulturkreisen und Sprachen zu erreichen und abzuholen. Eine gut übersetzte und auf den Zielmarkt angepasste Software ist nicht nur attraktiv für potenzielle Nutzer:innen, sondern kann auch Ihre Auffindbarkeit steigern und ist in manchen Fällen eine rechtliche Voraussetzung, um überhaupt am Zielmarkt agieren zu dürfen. Die Softwarelokalisierung ist daher ein unerlässlicher Bestandteil jeder globalen Ausrollung eines Softwareprodukts. 

Um den Prozess so zeit- und kosteneffizient wie möglich zu gestalten, ist es ratsam, diesen Schritt schon ab den ersten Entwicklungsphasen zu bedenken. Sie planen auch bereits, ein internationales Zielpublikum für Ihre Software zu erschließen?  Eurocom steht Ihnen mit Rat und Tat zur Seite für Ihr Softwarelokalisierungs-Projekt! 

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